von Anne Hild.
Wie bleibe ich länger jung? „Typisch Frau“, werden sie wahrscheinlich sagen, aber die Frage, wie ich möglichst lange ein gesundes, erfülltes Leben führen kann, beschäftigt mich – wie wahrscheinlich jede Frau und auch so manchen Mann – seit ich Mitte 30 bin. Damals in meiner homöopathischen Praxis begann meine eigene Suche. Heute, im Alter jenseits der 50, habe ich genügend berufliche und persönliche Erfahrungen gesammelt, um auf diese Frage eine Antwort geben zu können.
Was ist nun das Geheimnis für ein langes Leben? Es liegt viel näher als wir glauben, nämlich in uns selbst, in unserem Körper. Zu Gesicht bekommen wir sie nie. Sie sind ungeliebt und mit vielen Vorurteilen behaftet. Und dennoch spielen sie in unserem Leben eine Hauptrolle, als unermüdlicher Taktgeber der wichtigsten Körperfunktionen: Die Rede ist von Hormonen. Ohne Hormone könnten wir nur wenige Tage überleben. Sie sind also lebenswichtig und es lohnt sich, ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Unser Hormonsystem ist ein vielschichtiges und komplexes System und Hormone werden, je nach Bedarf, in verschiedenen Drüsen vom Körper selbst gebildet. Sie bestimmen so wichtige Körperfunktionen, wie Wachstum, Stoffwechsel, Blutdruck, Herzfrequenz, Blutzuckerspiegel, Körpertemperatur, Wasserhaushalt, Zeugungsfähigkeit, Fortpflanzung, Schwangerschaft. Selbst unser sexuelles Verlangen und unsere Stimmungslage werden entscheidend durch Hormone beeinflusst.
Wenn sich ab der Mitte des Lebens ihre Produktion verringert und der Hormonspiegel sinkt, beginnt das Altern. Eine 80-Jährige verfügt zumeist nur noch über zehn Prozent der Hormone, die ihren Körper in den besten Jahren durchfluteten. Die Meinung, dass ab einem gewissen Alter Hormone keine Rolle mehr spielen, ist falsch. Warum sollte man sich als älterer Mensch nicht energiegeladen und gesund fühlen wollen? Heutzutage haben wir zum Glück das Wissen, unser hormonelles Gleichgewicht bis ins hohe Alter aufrechtzuerhalten und auch in der zweiten Lebenshälfte vital zu bleiben.
Ein hormonelles Ungleichgewicht muss zunächst noch keine akuten Auswirkungen auf das Befinden haben, aber es setzt ein schleichender Prozess ein. Bereits erste Veränderungen der Lebensqualität können Hinweise auf einen abgesunkenen Hormonspiegel und einem Ungleichgewicht der Hormone zueinander sein. Im weiteren Verlauf können sich daraus ernsthafte Beschwerden und Krankheiten entwickeln. Bei jedem unterschiedlich, aber man kann sagen, dass sich erste Störungen bei Frauen ab Mitte/Ende vierzig, bei Männern ca. 10 Jahre später, zeigen. Am Anfang sind es nur kleine „Zipperlein“, die oft verharmlost werden.
Hier einige typische Beschwerden:
- zunehmende Müdigkeit
- der Schlaf wird schlechter, oberflächlicher und kürzer
- man muss nachts öfters raus
- Gereiztheit und Stimmungsschwankungen nehmen zu
- Gelenkschmerzen, steife Gelenke, beginnende Arthritis machen sich bemerkbar
- die Lust auf Sex nimmt ab
- bei Männern lässt die Erektionsfähigkeit nach
- die Haut wird dünner und faltiger und zeigt unschöne Flecken (Altersflecken)
- die Haare werden dünner und ergrauen
- mit Stress kann man nicht mehr so gut umgehen
- das optimistische Lebensgefühl nimmt ab, ebenso das Selbstvertrauen
- die geistige Klarheit und die Konzentration lassen nach
- man wird vergesslicher
- Männer bekommen einen Brustansatz
- eine schleichende Gewichtszunahme erfolgt – vor allem am Bauch-, die trotz Sport und Diät nicht weggeht
- die Muskelmasse nimmt ab, der Fettanteil nimmt zu
- der Stoffwechsel verlangsamt sich, manche Speisen werden nicht mehr so gut vertragen
- die Immunabwehr wird schwächer, man fängt sich leichter Krankheiten ein
- beginnende Hitzewallungen.
Auf die immense Bedeutung von Hormonen und wie man sie natürlich stimulieren und ergänzen kann, bin ich vor vielen Jahren durch „Zufall“ gestoßen. In den USA schon bekannt, war und ist die Therapie mit bioidentischen Hormonen in Mitteleuropa bis heute so gut wie unbekannt. Ich staune immer noch, wie wenig die sogenannte Schulmedizin davon Kenntnis hat, aber ich stelle auch fest, dass mittlerweile immer mehr Ärzte und vor allem Heilpraktiker mehr darüber erfahren möchten und das Interesse groß ist. Eine neue Idee braucht eben Zeit, bis sie akzeptiert wird. Immer mehr Menschen berichten mittlerweile über die guten Erfahrungen, sei es in den Wechseljahren, bei Stress oder anderen Störungen.
In meinem ersten Buch „Natürliche Hormontherapie“, das ich zusammen mit der Ärztin Dr. Annelie Scheuernstuhl geschrieben habe, gehen wir auf hormonbedingte Beschwerden und Krankheiten ein und wie man diese Krankheiten mithilfe von natürlichen Hormonen auf schonende Art und Weise behandeln kann.
Die Hormontherapie ist in den letzten Jahren zu Recht in Verruf geraten. Synthetische Hormonersatzstoffe, wie sie in der Pille und bei der Hormonersatztherapie eingesetzt werden, wurden künstlich verändert und verdienen den Namen „Hormon“ nicht. Es handelt sich dabei vielmehr um Medikamente, die der Organismus als Fremdkörper behandelt – mit den entsprechenden Nebenwirkungen. Hormone sind nicht patentierbar und deshalb für die Pharmaindustrie uninteressant. Anders verhält es sich mit bioidentischen Hormonen, die den körpereigenen Hormonen sowohl strukturell als auch chemisch nachgeahmt sind. Auch homöopathisch aufbereitete Hormone haben inzwischen bewiesen, dass sie dem Körper auf nachhaltige Weise zur Selbstregulation verhelfen.
Wie erkenne ich nun, ob meine Hormone aus dem Gleichgewicht geraten sind? Als erstes empfehle ich, einen Hormonspeicheltest zu machen. Mit diesem Test werden nur die freien, aktiven Hormone gemessen und auf die kommt es an. Den Test kann man bestellen und ganz einfach von zu Hause aus machen. Das Ergebnis kommt mit einem erklärenden Text und Hinweisen für eine mögliche Ergänzung. Die Therapie kann dann in Absprache mit einem Therapeuten durchgeführt werden.
Kommen wir zurück auf die Auswirkungen des Alterns. Die Suche nach dem Jungbrunnen hat die Menschheit schon immer magisch angezogen. Umso verlockender sind heute die Aussichten in einer Zeit, in der ein großes Wissen über die komplexen Zusammenhänge warum wir altern, aus den verschiedensten Bereichen zusammengetragen wurde. Inzwischen wissen wir, welche Körperfunktionen die Hormone aufrechterhalten. Welche Hormone mit bestimmten Beschwerden in Zusammenhang stehen. Und wie der Dauerstress unserer modernen Zivilisation sich auf unseren Hormonhaushalt auswirkt.
Wer rechtzeitig dafür sorgt, dass seine Hormonproduktion auf sanfte Art angeregt wird, vermeidet typische Alterserscheinungen. Natürliche hormonstimulierende Substanzen, die in der östlichen Heilkunde in der Behandlung von Krankheiten auf eine lange Tradition zurückblicken, wirken stimulierend auf die Hormondrüsen. Der positive Effekt: Ein längeres und gesünderes Leben.
Im Körper selbst finden wir den geheimnisvollen Jungbrunnen: Neben einem intakten Hormonsystem sind eine hochwertige Ernährung und leicht in den Alltag zu integrierende Entgiftungskuren eine wichtige Voraussetzung für das Wohlbefinden. Der Verzicht auf schädigende Substanzen, ein gelassener Umgang mit Stress, regelmäßige Bewegung, eine positive mentale Einstellung, machen auf allen Ebenen fit für ein anhaltend aktives Lebensgefühl. Eine weitere wichtige Frage ist, wie wir uns im Dschungel der angepriesenen Nahrungsergänzungsmittel mit den essentiellen Aminosäuren, Vitalstoffen, Enzymen und Mineralien optimal versorgen können. Denn auch sie haben einen wichtigen Anteil an der Bildung von Hormonen.
In meinem neuesten Buch: „Natürliches Anti-Aging – Wie Sie mit der Kraft Ihrer Hormone länger jung bleiben“ gehe ich auf all das ein und beleuchte das Thema Hormone aus einem anderen Blickwinkel: Also um die Frage: Was kann jeder – Frau und Mann schon frühzeitig tun -, damit die Hormone auch im Alter ausreichend vorhanden und im Gleichgewicht sind. Ich teile meine persönlichen Erfahrungen zum Thema Jungbleiben und zeige verschiedene Strategien und Maßnahmen, mit denen man nicht nur länger jung aussehen sondern auch mehr Spaß am Leben haben kann. Das Ziel ist ein gesundes, erfülltes und damit oft auch längeres Leben. Better-Aging im besten Sinne des Wortes.
Anne Hild