Ca. 38.000 Verkehrsunfälle wurden in Österreich laut Statistik Austria alleine im Jahr 2014 gemeldet. Rund 48.000 Menschen wurden bei diesen Unfällen verletzt. Als häufigste Folge wurde bei den Verunfallten ein sogenanntes Schleudertrauma festgestellt. Ca. 83% der bei Auffahrunfällen verletzten Personen sind davon betroffen.

Doch was versteht man eigentlich unter Schleudertrauma?

Diese Verletzung, auch HWS Distorsions- oder Beschleunigungstrauma genannt, entsteht typischer Weise bei einer starken, passiven und meist unerwartet eintretenden Beschleunigung des Kopfes bzw. der Halswirbelsäule. Ursachen dafür können neben Verkehrsunfällen („Auffahrunfälle“) auch beispielsweise Kopfsprünge in seichtes Gewässer oder ähnliche Sportunfälle sein, meistens liegt der Verletzung jedoch erstgenanntes zu Grunde.

Neben leichten Fällen mit Kopf- und Nackenschmerzen, sowie Muskelverspannungen können bei schwerwiegenden Verletzungen auch Knochenbrüche oder Kapselbandverletzungen im Bereich der Halswirbelsäule Folgen eines Schleudertraumas sein. Ebenso können auch die nervalen Strukturen, wie in etwa Rückenmark oder Spinalnerven beeinträchtigt werden.

Die Rolle der Physiotherapie in Bezug auf das Schleudertrauma:

Besonders in den letzten Jahren stellen sich Experten immer wieder die Frage, wie man leichtere Formen des HWS Beschleunigungstrauma am effizientesten behandeln kann. Neben der häufig standardisierten Versorgung mit einer Halskrause (auch „Schanzkrawatte“ oder „Halskrawatte“ genannt) zur Ruhigstellung der betroffenen Körperregion, wurden vor allem auch aktive Therapiemaßnahmen in der letzten Zeit häufig diskutiert. Ein ausschlaggebender Aspekt für die Wahl der geeigneten Therapiemethode ist unter anderem die Gefahr der Chronifizierung, welche mit langfristigen Beschwerden bei den Betroffenen einhergeht. Neben Wetterfühligkeit, Kopfschmerzen und Schwindel können auch ausstrahlende Schmerzen in die Arme oder andere Symptome auftreten.

Aktive Bewegung oder Ruhigstellung?

In unterschiedlichen Studien wurden die Wirksamkeit von aktiver Therapie im Vergleich zur Ruhigstellung bei Patienten mit Schleudertrauma analysiert und ausgewertet. Hauptsächlich wurde die Wirkung der Therapiemethoden auf die Schmerzintensität der Patienten untersucht. Zusammenfassend zeigte sich jedoch, dass vor allem funktionelle Ergebnisse betrachtet werden sollten. Zwar waren die Resultate zum Teil sehr unterschiedlich, doch letztendlich empfehlen sowohl die meisten Studien als auch internationale Leitlinien wie unter anderem die Leitlinie der deutschen Gesellschaft für Neurologie sowie die niederländische Leitlinie der KNGF (The Royal Dutch Society for Physical Therapy), aktive Mobilisationstechniken bei Patienten mit leichtem bis mittelgradigem Schleudertrauma der Ruhigstellung mittels Halskrause vorzuziehen. Besonders die langfristige Wirkung der beiden Interventionen zeigte in verschiedenen Untersuchungen häufig einen leichten Vorteil für Patienten nach aktiver Therapie, speziell unter der Betrachtung funktioneller Aspekte. Umso wichtiger erscheint die Rolle der Physiotherapie im Zusammenhang mit dem Therapieerfolg, da der richtige Umgang mit einer solchen Verletzung speziell im Akutstadium ausreichend geschult werden muss. Nur auf diese Weise kann ein optimaler Heilungsverlauf gewährleistet werden.